German text
Modernized spelling:
1 Wir haben, Herr, mit Fleiß gehört,
Was unsre Väter uns gelehrt,
Von deiner Wunder Macht gepreist,
Die du vor Alters hast erweist,
Als kräftiglich dein starke Hand
Die Heiden trieb aus ihrem Land.
2 Du hast dein Volk ins Land gebracht,
Zu Grund verderbt der Völker Macht
Und Israel weit ausgebreit,
Nicht durch seins Arms und Schwertes Streit,
Dein Kraft, dein Wahrheit und dein Gnad
Solchs alles ausgerichtet hat.
3 An Israel die Freude ist,
Der vorig Gott du ja noch bist,
Der König, unser Zuversicht,
Der Jakob gwisse Hilf verspricht,
Durch dich wir wollen unsre Feind
Umbringen all, so viel ihr seind.
4 Im Namen dein ziehn wir in Krieg,
Durch dich erhalten wir den Sieg,
Mit unsrer Macht ist nichts getan,
Des Schwerts Gewalt nicht helfen kann,
Allein, Herr, dein starke Hand
Schafft Hilf und macht die Feind zuschand.
5 Wer will sich setzen wider uns,
Der büßt bald ein all Macht und Kunst,
Hier richt nichts aus Hochmut und Trutz,
Weil du, Herr Gott, bist unser Schutz,
Täglich dafür wir rühmen dich,
Danken deinm Namen ewiglich.
6 Wie nun, hat sich dein Herz gewandt,
Dass wir jetzt stecken in der Schand?
Du zeuchst nicht aus in unserm Heer,
Willst du denn uns nicht helfen mehr?
Die Feinde schlagen uns im Streit,
Wir müssen sein ihr Raub und Beut.
7 Wie Schlachtschaf richten sie uns hin,
In der Welt wir zerstreuet sind,
Verkauft den Feinden schnödiglich,
Weil du sogar uns achtest nicht,
Zum Schaden tragen wir den Spott,
Der uns so weh tut als der Tod.
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8 In Hohn und Schmach sind wir gebracht,
Zum Beispiel unserm Feind gemacht,
Der sich an uns nun rächen kann,
Schüttelt den Kopf und schreit uns an,
Das sehn und hörn wir alle Tag,
Wissen kein End der schweren Plag.
9 Dies und mehr Leiden ohne Zahl
Hat uns betroffen allzumal,
Und habn doch nicht vergessen dein,
Dass uns aufsteht solch schwere Pein,
Es hat ja unser Herz und Mund
Verlassen nich dein heilgen Bund.
10 Zu dir ist unser Herz gericht,
Dein Weg habn wir verlassen nicht,
Warum hört denn nicht auf dein Grimm?
Du schlägst auf uns ganz ungestüm,
Trittst uns unter der Feinde Füß
Und deckest uns mit Finsternis.
11 Ja wenn der werte Name dein
Verunehrt wär in unser Gmein
Und wir uns mit Abgötterei
Versündigt hätten ohne Scheu,
So wär es wohl ein solche Sach,
Die auf uns brächt dein göttlich Rach.
12 Du kennst zu Grund, Herr, unser Herz,
Betrübt von Leid und großem Schmerz,
Um deinetwillen solchs geschicht,
Daß man uns wie Schlachtschaf hinricht,
Warum schläfst du? Erweck dich, Herr,
Wach auf, verstoß uns doch nicht mehr.
13 Verbirg nicht, Herr, dein Angesicht,
Vergiss doch unsers Elends nicht,
Im Staub und Kot liegt unser Seel,
Und leidet groß Not, Angst und Quäl,
Herr, mach dich auf zur Hilf bereit,
Erlös uns durch dein Gütigkeit.
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German text
Original spelling:
1 Wir haben HErr mit Fleiß gehört,
Was unſre Väter uns gelehrt,
Von deiner Wunder Macht gepreiſt,
Die du vor Alters haſt erweiſt,
Als kräfftiglich dein ſtarcke Hand
Die Heyden trieb aus ihrem Land.
2 Du haſt dein Volck ins Land gebracht/
Zu Grund verderbt der Völcker Macht/
Und Iſrael weit außgebreit/
Nicht durch ſeins Arms und Schwertes Streit/
Dein Krafft/ dein Warheit und dein Gnad
Solchs alles außgerichtet hat.
3 An Iſrael die Frewde iſt/
Der vorig Gott du ja noch biſt/
Der König, unſer Zuverſicht/
Der Jacob gwiſſe Hülff verſpricht/
Durch dich wir wollen unſre Feind
Umbbringen all/ ſo viel ihr ſeynd.
4 Im Namen dein ziehn wir in Krieg/
Durch dich erhalten wir den Sieg/
Mit unſrer Macht iſt nichts gethan/
Des Schwerts Gewalt nicht helffen kan/
Allein HErr, dein ſtarcke Hand
Schafft Hülff/ und macht die Feind zuſchand.
5 Wer will ſich ſetzen wieder uns/
Der büſt bald ein all Macht und Kunſt/
Hie richt nichts aus Hochmut und Trutz/
Weil du HErr Gott biſt unſer Schutz.
Täglich dafür wir rühmen dich/
Dancken deinm Namen ewiglich.
6 Wie nu/ hat ſich dein Hertz gewand,
Daß wir jetzt ſtecken in der Schand/
Du zeuchſt nicht aus in unſerm Heer/
Willſtu denn uns nicht helffen mehr,
Die Feinde ſchlagen uns im Streit/
Wir müſſen ſeyn ihr Raub und Beut.
7 Wie Schlachtſchaff richten ſie uns hin/
In der Welt wir zerſtrewet ſind/
Verkaufft den Feinden ſchnödiglich/
Weil du ſogar uns achteſt nicht/
Zum Schaden tragen wir den Spott/
Der uns ſo weh thut als der Todt.
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8 In Hohn und Schmach ſind wir gebracht,
Zum Beyſpiel unſerm Feind gemacht/
Der ſich an uns nu rächen kan/
Schüttelt den Kopff und ſchreyt uns an.
Das ſehn und hörn wir alle Tag/
Wiſſen kein End der ſchweren Plag.
9 Diß und mehr Leiden ohne Zal/
Hat uns betroffen allzumal/
Und habn doch nicht vergeſſen dein,
Daß uns auffſteht ſolch ſchwere Pein/
Es hat ja unſer Hertz und Mund
Verlaſſen nich dein heilign Bund.
10 Zu dir iſt unſer Hertz gericht/
Dein Weg han wir verlaſſen nicht/
Warumb hört denn nicht auff dein Grim/
Du ſchlegſt auff uns gantz ungeſtüm/
Trittſt uns unter der Feinde Füß/
Und deckeſt uns mit Finſternis.
11 Ja wenn der werthe Name dein
Verunehrt wer in unſer Gmein/
Und wir uns mit Abgötterey
Verſündigt hetten ohne Schew/
So wer es wol ein ſolche Sach/
Die auff uns brecht dein göttlich Rach.
12 Du kenſt zu Grund HErr unſer Hertz/
Betrübt von Leid und großem Schmertz/
Umb deinetwillen ſolchs geſchicht/
Daß man uns wie Schlachtſchaff hinricht:
Warumb ſchläffſtu; Erweck dich, HErr/
Wach auff/ verſtos uns doch nicht mehr.
13 Verbirg nicht, HErr dein Angeſicht/
Vergiß doch unſers Elends nicht/
Im Staub und Kot ligt unſer Seel/
Und leidet groß Noth/ Angſt und Quäl/
HErr mach dich auff zur Hülff bereit/
Erlöß uns durch dein Gütigkeit.
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